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Tuesday, May 1, 2018

Erscheinen Pflicht (1984, Helmut Dziuba)

Ein Film aus der DDR, der Dinge anspricht, die im DDR-Kino sonst so nicht zur Sprache kamen. Deshalb wurde er von der Partei nicht gerne gesehen, wohl aber vom Publikum, so es denn eine Chance hatte, diesen Film überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Wenn er vorgeführt wurde, dann nur mit Genehmigung der Bezirksleitung und dann auch ohne Ankündigung oder Werbung. Formal wurde der Film zwar nie verboten, aber so wurde aus ihm ein Ereignis, für das Erscheinen eigentlich hätte Pflicht sein sollen.
Rückblickend scheint es verwunderlich, was die Machthaber in  der  DDR nicht thematisieren wollten. Immerhin waren es wohl Realitäten, die die DDR-Bürger immer selbst erlebten. Aber das wurde dann als konterrevolutionär etikettiert.
Elisabeths Vater ist etwas Höheres in der Partei, irgendwo im Bezirk Potsdam. Sie bekommt, zu Unrecht, wie sie meint, einen Tadel vom Russisch-Lehrer Boltenhagen. "Im Namen des Vaters" wird der Tadel aber wieder aus dem Klassenbuch gelöscht. Dann stirbt der Vater und Elisabeths Privilegien fallen weg. Sie beginnt wahrzunehmen, dass ihr Vater vielleicht doch nicht so idealistisch war, wie sie sich das vorgestellt hatte. Niemand will über ihren Bruder sprechen. Die Mutter meint nur, dass der Vater vielleicht manchmal etwas "zu gerecht" war. Ihr Mitschüler Stefan weist auf ihr bius dahin behütetes Dasein hin. Sein Vater hat sich ins Ausland abgesetzt, mit anderen Worten Republikflucht begangen, obwohl dieses Wort nicht genannt wird. (Stefan sagt: "Über Väter redet man nicht. Entweder man liebt sie oder sie sind einem gleichgültig.") Seine Mutter war bis zur Flucht ihres Mannes Direktorin einer Grundschule, wurde aber entlassen und arbeitet jetzt als Putzfrau. Sie ist auch zur Trinkerin geworden.
Die Geschichte von Elisabeths Bruder erfahren wir nur fragmentarisch. Er war bei der Armee und wurde degradiert. Er ist den Erwartungen seines Vaters nicht gerecht geworden.
Erscheinen Pflicht wollte, so der Regisseur in dem spärlichen Extramaterial zur DVD, dass man "einfach mal über die Verhältnisse redet".  Diese Zustände waren ja ohnehin bekannt, doch leider wollten die die damaligen Machthaber sich nur nach der Absicht und nicht nach der Leistung bewerten lassen.
Es wäre unzutreffend, den Film als regimekritisch zu deuten. Immerhin verteidigt Elisabeth die FDJ-Fahne als ein betrunkener Bauarbeiter sie gegen Ende des Films aus der fahrenden S-Bahn werfen will. Es geht hier um den Willen zur Umgestaltung, die auf höherer Ebene keinen Widerhall fand.
8/10

Monday, November 6, 2017

Amour fou (2014, Jessica Hausner)

I wonder if you can for a refund when a description of a film is completely misguiding. This has been introduced as "romantic comedy". Seriously! Did the writers of that introduction think they could fool some people into the cinema by giving the film this label? Others called it "stylistically confident". I become more and more convinced that this is in most cases used as synonym for pretentious bullshit - which is true in this case. Some observers have traced "sharp wit". If there is any it was wasted on this observer.
This film does not do justice to Kleist or the romantic era in general. Yes, the pictures are well composed (and sterile), but looking at a painting is more interesting than watching these doll-like actors hovering around. It seems that Hausner wants them to act as artificial as possible. Add the stilted language of the script and you get 96 minutes of dullness. Usually I avoid those terms, as dullness is an impression and not a description. But I really don't know any other term. Toy theatre is more vivid than this one.
OK, Kleist wanted to find somebody for a suicide pact - but why does he have to perform like a sleepwalker?
The more I write about this, the more I hate it.
1/10

Saturday, August 12, 2017

Die missbrauchten Liebesbriefe (1940, Leopold Lindtberg)

Es ist schon erstaunlich, dass dieser Film auch noch nach mehr als 70 Jahren zu charmieren versteht. Damit meine ich nicht charmieren im oberflächlich nostalgischer Weise, sondern durchaus positiv.
Das liegt natürlich vor allem an der großartigen Vorlage, der Novelle von Gottfried Keller. Dennoch ist ein guter Regisseur erforderlich, um aus einem großen Stoff auch einen großen Film zu machen. Leopold Lindtberg ist dies gelungen.
Wilhelm (Paul Hubschmied) ist der neue Schullehrer in Seldwyla. Er hält nicht von der Prügelpädagogik, die von seinen Vorgängern in Seldwyle praktiziert wurde. Er fördert die Kinder stattdessen und erreicht so, dass sich die Kinder nachhaltig für Bildung begeistern. Sein Nachbar ist der Nachbar Störteler (Alfred Rasser). Er ist Kaufmann, aber auch Freizeitdichter it einer unglücklichen Liebe zur Literatur. Unter seinem Pseudonym "Kurt vom Walde" werden dennoch gelegentlich seine Stücke in der Gartenlaube veröffentlicht. Seine Frau Gritli (Anne-Marie Blanc) ist eher schlichter Natur, eine gutmütige, unprätensiöse Frau. Störteler muss auf Geschäftsreise und hat nun den Einfall, Gritli schwülstige Liebesbriefe zu schreiben. Sie soll diese im gleichen Stil beantworten. Diese Aufgabe übersteigt natürlich ihre Fähigkeiten. Deshalb steckt sie Wilhelm die Briefe zu, erklärt ihm, dass das ganze ein Scherz ist und bittet ihn diese Briefe  stilgemäß zu beantworten. Wilhelm ist eine schwärmerische Natur und wähnt sich der zwar verheirateten Frau geliebt.
Als der Schwindel mit den mißbrauchten Liebesbriefen auffliegt, kommt letztendlich Herz zu Herz und Schwulst zu Schwulst.
Der Film ist angenehm natürlich - kein Überagieren, sondern eine stimmige Darstellung eines auch heute noch faszinierenden Plots. Besonders reizvoll ist der Wechsel zwischen Hochdeutsch und Schweizerdeutsch. Hochdeutsch für pathetischen Schwulst, Schweizerdeutsch als Alltagssprache.
Heute würde Störteler vermutlich seine Äußerungen in einem Blog veröffentlichen und auf "Followers" hoffen.
8/10













Saturday, July 22, 2017

Giulias Verschwinden (2009, Christoph Schaub)

Dies soll eine Komödie sein, angeblich mit Schlagfertigkeit und Leichtfüßigkeit inszeniert. Gescheite Unterhaltung, so die Kritik. Der Film erlebte immerhin bei den Filmfestspielen in Locarno seine Urpremiere, aber das macht den Regisseur noch lange nicht zum Auteur.
Ich habe mich vergeblich angestrengt, diesen Film zu mögen, aber er war dann doch zu klischeebeladen. Ja, die Konstruktion war nett: drei Generationen reflektieren über Alte und über das Altern.
Alles spielt an Giulias 50. (Corinna Harfouch) Geburtstag. Auf dem Weg dorthin, einem vornehmen Restaurant, dessen Spezialität Pasta ist, übersieht sie eine ältere Dame. Die sagt aber, dass alte Menschen nun einmal unsichtbar seien. Tja, Herr Suter, wir haben es ja verstanden: die Alten werden geflissentlich übersehen. Giulia nimmt diese Banalität allerdings sehr wörtlich und sieht sich bereits selber verschwinden. Zack, weg ist das Spiegelbild. Überstürzt steigt sie aus dem Bus und versucht ihre neu gewonnene Erfahrung mit Extrem-Shopping zu kompensieren. Zwei Gören sind im gleichen Einkaufszentrum, die wollen jedoch irgend eine Markenwaren für ihren Schwarm stehlen. Einem Schwarm, der allerdings schon unendliche 4 Jahre älter ist als sie. Giulia trifft beim Shoppen einen gutmütigen Onkel (Bruno Ganz spielt den mit links). Der ist greifbare 17 Jahre älter als Giulia. Sie wechseln Phrasen aus und dabei vergisst Giulia willentlich ihre Party.
Ihre Gäste: ein ältliches Homo-Paar, die sich natürlich spitzzüngige Kommentare an den Kopf werfen müssen, als wären das Amors Pfeile. Ein anderer sieht die Demenz herandämmern, da er dauernd Dinge verlegt und vergisst. Ein Paar, das beim Geschlechtsverkehr nichts mehr fürchtet als Wadenkrämpfe. Allesamt Schnösel, die dem Alter durch Körperkult zu entgehen versuchen. Der Alkohol fließt und der Sarkasmuspegel steigt. Dazu trägt auch Alessia bei (Sunnyi Melles, herrlich!). Sie ist Stammkundin beim örtlichen Schönheitschirurg und hält Jugend für ihr Markenzeichen.
Derweil sind die diebischen Teenies auf der Polizeiwache, wo ihre Eltern sich genau so aufführen, wie man es von einem geschiedenen Ehepaar erwartet. Die unsichtbare Dame war auch zu einem Geburtstag geladen, einem 80. allerdings. Der endet jedoch im Slapstick, weil das, nun ja, Geburtstagskind lieber dem Zynismus frönt. Diese Feier wird eine große Peinlichkeit, nicht nur für die Beteiligten, sondern auch für Drehbuch und Regie.
Ich wollte diesen Film mögen; hier hätte viel Kluges und auch Geistreiches gesagt werden können. Dies ist allenfalls eine geistreichelnde Bestandsaufnahme, aber nicht mehr. Zynisch gesagt - ein Exploitation-Film, der gängige Muster aufkocht und launig verrührt. Schade für die verpasste Gelegenheit.
5/10

Sunday, July 16, 2017

Der Herr Kanzleirat (1948, Hubert Marischka)

Ja doch, wenn Hubert Marischka Regie führt, erwarten keine große Filmkunst, sondern allenfalls launige Unterhaltung, vielleicht kauzige Banalitäten und dann und wann ein Schmunzeln.
Am meisten überraschte mich, dass dieser Film 1948 die Kinos erreichte. 1948, als Europa noch weitestgehend in Trümmern lag, wurden in Österreich also bereits "Touristenfilme" produziert, also ein Reklamefilm für Sommerfrische am Wörther See. Die Wirklichkeit, Warenknappheit und deshalb Handel mit "Schleichwaren" sind durchaus Teil des Films. Not, oder gar Hunger, ist aber kein Teil des Szenariums, so  wie gewöhnliche Menschen allenfalls am Rande auftauchen.
Ja doch, ein Unterhaltungsfilm braucht sich nicht um die Wirklichkeit zu scheren. Eine heile Welt vorzugaukeln und den Traum vom zufriedenen Leben vorzugaukeln ist das zentrale Anliegen dieses Genres. Unterhält der Film denn ordentlich? Persönlich finde ich die Thematik 'Altes Herz wird wieder jung' nicht besondern lustig. Kanzleirat Bachmayer entdeckt im Alter plötzlich, dass er für feminine Reize zugänglich ist und macht sich zum Affen. Kurzum: wenn eine morsche Hütte brennt, dann aber richtig. Paragraphenreiter in der Bürokratie kriegen auch ihr Fett ab.
Ohne Hans Moser wäre dieser Film kaum auszuhalten. Das Drehbuch hat deutliche Mängel, die schauspielerischen Leistungen der anderen Mitwirkenden erreichen knapp guten Durchschnitt und auch die Regie ist nicht direkt bemerkenswert.
Also: ein Dokument fü die Flucht aus der Wirklichkeit in den späten 40-er Jahren. Oder wie Kanzleirat Bachmayer sagt: Wenn Sie küssen wollen, müssen Sie ins Kino gehen.
4/10












Saturday, March 19, 2016

Der Verdingbub (2011, Markus Imboden)

Schweizer Filme haben es schwer in Deutschland. Da ist nicht nur die Sprache, sondern offenbar ein generelles Distributionsproblem. Schade, denn es ist nicht verständlich, warum das so sein muss. Immerhin: der europäische Kulturkanal Arte zeigt schon mal Titel, an die sich der deutsche Verleih nicht wagt. Dieser Film kam erst (oder nur?) mit einem Jahr Verspätung ins deutsche Kino.
Dieser Film von Markus Imboden ist zwar im Emmenthal angesiedelt, aber die Geschichte hätte sich ähnlich über all abspielen können, wovon nicht nur immer wieder erscheinende Zeugnisse über Missbrauch in den fünfziger Jahren Zeugnis ablegen. Es ist dies also durchaus kein Heimatfilm.
Kinder, die keine geeignete Versorgung haben, sei es weil sie Waisen sind, sei es weil die Mutter allein erzieht, werden der öffentlichen Versorgung überstellt und dann als kostenlose Arbeitskraft Bauern überlassen. Max ist ein solches Kind. Sein einziger Trost ist seine Handorgel, die er virtuos zu spielen versteht. Bertheli wäre am liebsten bei der Mutter, wird aber auf den Hof gebracht, wo auch Max Frondienste leistet. Bertheli wird vom Sohn des Bauern vergewaltigt (einem "Tier mit Rüssel") . Die beiden Kinder haben den Traum, sich ein neues Leben in Argentinien, dem Silberland aufzubauen. Max will dort von der Musik leben. Zuvor stirbt Bertheli aber an den Folgen einer missglückten Abtreibung.
Das ist alles deprimierend, aber Imboden zeigt nicht mit den Fingern auf die verrohten Bauern, nicht einmal auf die öffentlichen Behörden, die ihrer Aufsichtspflicht so gut wie überhaupt nicht nachkommen. Alle, auch die Dreckskerle, sind Produkte eines Systems, wobei auch dieses System nicht abgeklagt, sondern lediglich dargestellt wird. Ich denke, das macht diesen Film so stark. Und dann natürlich die freundlich lebensbejahende Botschaft: Max hat die Musik und sie zeigt ihm den Ausweg aus dem Teufelskreis.
Ein wunderbarer Film. Ich höre jeden Samstag Kino im Kopf auf SRF2 - und da meine Neugier sowieso leicht zu entflammen ist, habe ich also Lust bekommen, auch mehr Filme aus dem deutschsprachigen Ausland zu sehen. Also Augen auf, wenn SRF und ORF Produktionen ihrer eigenen Länder zeigen.!
8/10


Sunday, September 27, 2015

Hundstage (2001, Ulrich Seidl)

Die Filme von Seidl sind wie Vergrößerungsgläser, die auf die kleinbürgerliche Befindlichkeit gerichtet werden. Ich habe vorher von ihm Paradies: Hoffnung gesehen, der den Fokus auf fette Kinder richtet, während sich die Mutter auf Sextourismus nach Afrika begibt.
Verglichen mit dem Film haben wir hier eine Menagerie von Seltsamkeiten. Da ist der Rentner, der Dosen abwiegt und bei Unstimmigkeiten im Supermarkt Stunk macht. Mit seiner Haushälterin, die ihm Schweinsbraten zubereitet und auch als Objekt der Begierde fungiert,
Da ist die offenbar geistesgestörte Anhalterin, die ziellos darum bittet, ein Stück mitgenommen zu werden und dann ihre Fahrer mit grenzüberschreitenden Fragen zutextet (die großartige Maria Hofstätter).
Da ist der Verkäufer von Alarmanlagen, der Häuser sichern will, wo es ohnehin nichts zu stehlen gibt.
Da ist das Mädchen, das vom Freund geprügelt wird, weil sich in der Diskothek die Männer nach ihr umdrehen.
Da ist Grauheit, Tristesse, Schollenbindung. Die Städte sind selbst bei hellstem Sonnenschein wie bewölkt. Da sind Straßen, aber kein Ausweg. Da sind Autobahnen ohne Abfahrt. Leben knapp oberhalb der vegetativen Grenze, ohne auch nur einen Funken auf Hoffnung. Und das Ganze ist auch noch unterhaltsam.
8/10
Der Anhalterin ist nie fad.

Sommerfrische in Osterreich

Auch im hohen Alter ist die Erotik noch wichtig im Leben.

Die Anhalterin redet gerne, viel, zusammenhanglos und vor allem hemmungslos.

Vororte der Hölle


Monday, August 24, 2015

Kaisermannöver (1954, Franz Antel)

Gezreigt vom ORF in einer Hommage an 70 Jahre Film in Rot-Weiß-Rot. Dieses Lustspiel wurde 1954, der Zweite Weltkrieg war noch nicht einmal 10 Jahre vorbei, als Huldigung an die gute alte Zeit gedreht. Es ist doch so gemütlich in der Armee, sie knüpft Verbindungen fürs Leben, prägt das Dasein, ist überhaupt die tragende Kraft im Staat. Das Alles wird ohne einen Hauch Ironie, aber dafür mit dick aufgetünchter Wehmut geschildert.
Es brauchte drei Personen, um das flaue Drehbuch zu schreiben. Witzchen, die auch schon vor 60 Jahren keine Chance hatten, als elegant durchzugehen.
Hauptmann Gustl liebt eine Komtesse Valerie, die jedoch einen Major heiraten soll. So stellt es sich ihr Vater vor. Dieser ist General. Man ahnt bereits, dass sich ein Klassenkampf anbahnt. Auch downstairs bahnt sich was Erotisches an, zwischen Valeries Kammerzofe Steffi und einem Zugführer. Als dann alles auf cErden zu verwicklet wird, muss es eben der Deus ex Machina richten, ja, der Kaiser Höchstselbst, der nicht nur den Franz vorn, "sondern auch den Josef hinten dran hat" (einer der umwerfenden Gags aus der Witze-Mottenkiste in diesem Film). Majestät befiehlt dann eben ein Happy End. Basta.
Wäre alles mit einem Tupfer Ironie inszeniert, so könnte es noch als liebenswert, eventuell charmant durchgehen, aber so? Aber so? Die Nationalitätenfrage kommt nur als Wort vor und die Armee war wohl auch niemals im Krieg. Ach ja, wer den FRIEDEN will, bereitet sich ja auf den Krieg vor.
Glatt inszeniert. 2/10 für sauberes Handwerk ohne doppelten Boden.
OMG - Josef Meinrad sinnlos verheizt und Hans Moser ein Lichtblick. Was muss das für ein Film sein?

Und noch eine Parade: Triumph des Willens in Farbe.


Sunday, August 16, 2015

42plus (2007, Sabine Derflinger)

Hier ist eine unüberbrückbare Kluft zwischen Anspruch und Ausführung. Etwas Bedeutungsschweres war geplant, doch als Resultat liegt bloß ein halb-aufgegangener Hefekloß vor.
Christine hat ein Verhältnis mit Martin. So wie in Intimacy soll es sich dabei nur um Sex handeln, also Sex ohne Gefühl. Aber dies Verhältnis kündigt sie gleich zu Anfang. Und dannj fährt sie mit ihrem Mann nach Italien, die Tochter Sonja kommt mit und möchte gern von einem Italiener aufgerissen werden. Christine und Georg, ihr Mann, dümpeln derweil in ihrem Boot vor sich hin.
Dann passiert etwas. Tamaz, ein Beach Boy, interessiert sich für Christine und sie haben geilen Sex. Und als Überraschung kommt der nun vormalige Liebhaber und dessen Frau. Jetzt können sie darüber tuscheln ob sie von den gemeinsamen Geherimnissen wissen oder nicht. Christines Mann geht auch fremd und das sit alles OK solange man nicht darüber redet. Als Christine also mit ihrem jungen Lover kommt, ist es nicht mehr OK. Große Szene, Bruch und anschließende Kittung der Ehe.
Zwischen alledem sind Sentenzen eingestreut, über Beziehungen und Fremdgehen, über noch Attraktivität und Torschlußpanik, über Alter und Jugend, miteinander reden und Dinge für sich behalten. Das soll vielschichtig, wohlmöglich tiefschürfend, erhebt sich aber kaum über  nur mit Mühe über die Banalitätsgrenze. Rosamunde Pilcher für Intellektuelle.
2/10
Mit Frischfleisch wälzt es sich besser

... auch diesen Film


Monday, August 3, 2015

Funny Games (1997, Michael Haneke)

Seit der Klavierspielerin habe ich schlimmstenfalls kein und bestenfalls ein angespanntes Verhältnis zur Produktion Hanekes. Caché ging gerade noch als Chabrol-Clon durch; Das Schloß war eine eher brave Nacherzählung. Das weiße Band gab mir Mut zu mehr und nun dies: Funny Games,
Haneke ist von der Gewalt fasziniert, von medial vermittelter Gewalt, die hier thematisiert werden soll. Sicher darf man hier an Video-Games denken und diverse Totschieß-Spiele. In diesem Spielen haben wir ein dualistisches Weltbild, à la George Bush: die Guten auf der einen Seite und die Widerwärtigen als Gegner. Soweit ich es sehe, kommt es hierbei darauf an, soviel Gegner wie möglich zu erlegen, nicht aber sie zu foltern oder ausgiebig zu quälen. Zack - und weg ist die Sau.
Gerade hierauf kommt es aber Haneke in diesem Film an. Vielleicht ist er am Leiden interessiert, denn die Gewalt visualisiert er allenfalls dezent. Oder interessiert ihn das Quälen anderer Lebewesen?
Haneke hat eine ironische Distanz zu seiner Handlung. Die jugendlichen Gewalttäter wenden sich gelegentlich ans Publikum, man kann auch schon einmal zurück spulen, um wieder auf die satt brutale Spur zurückzukehren. Das ist dann eine ironische Brechung, ja ja, aber was soll das Ganze eigentlich?
Wir leben in einer immer mehr verrohenden Welt. Ich habe gerade Lake Eden gesehen (darüber später mehr), und jetzt kann man natürlich anführen, dass eben die Medien Schuld an dieser Verrohung sind. Gewiss: sie erlauben globale Shitstorms, gewiss und ermöglichen auch, die Verrohung mit der Handy-Kamera zu dokumentieren, aber insgesamt greift diese Analyse zu kurz: die Verrohung ist nicht nur da, weil der Kunde es so wünscht. Hanekes Ansatz wirkt wie ein Hüsteln aus dem Elfenbeinturm. In der Gesellschaft gehen andere Dinge vor sich. Das war auch schon 1997 so.
6/10
Mittlerweile wird Funny Games auch von Freunden des Horrorfilms goutiert.(links: Arno Frisch).

Saturday, August 1, 2015

Amour Fou (2014, Jessica Hausner)

Ich hätte gerne etwas Positives über diesen Film gesagt, es fällt mir aber überhaupt nichts ein. Ja, Kleist und Vogel begehen am Ende Selbstmord, aber gelebt haben sie vorher auch nicht. Die Marionetten in Kleists Essay sind lebendiger als die Figuren in Hausners Film.
Hausners Film ist sehr stilisiert; Tableaus nach der Art von Vermeer. In diesen Tableaus sind die Personen mach dem goldenen Schnitt aufgestellt und reden wie gedruckt und sind angestaubt und leblos. Nichts, rein gar nichts deutet auf ein Seelenleben hin, geschweige denn Emotionen. Gewiss, man hat eine Ahnung, dass Repressionen Krankheiten an der Seele auslösen können, aber wenn sich denn tatsächlich im Innern dieser Personen ein Vulkan befinden sollte, so scheint dieser schon seit langem ausgelöscht.
Gut, dieser Film fokussiert auf Vogel und ihre Beweggründe, mit Kleist (warum fällt der Name nicht in diesem Film)einen Selbstmordpakt zuu schließen. Kleists Motivation wird überhaupt nicht thematisiert, ihm ist eben auf Erden nicht zu helfen.
Schade, ein Film wie ein Coffeetable-Buch.
5/10
Weder Amour noch fou, dafür gepflegte Langteweile auf hohem Niveau

Friday, July 3, 2015

Auf Wiedersehen Amerika (1994, Jan Schütte)

Mosche und Genovefa leben schon mehrere Jahrzehnte in Amerika. Während er sich so einigermaßen durchschlägt, ist sie mental nie dort angekommen. Sie redet polnisch, verkehrt in polnischen Geschäften und verehrt den Pfarrer, dem sie einst den Haushalt geführt hat. Nun wollen sie auf ihre alten Tage die alte Heimat noch einmal besuchen. - Mosches Freund Isaak arbeitet als Buchhalter für ein zwielichtiges Unternehmen. Als die Polizei den Betrieb ausnimmt, schließt er sich dem Ehepaar an.
Auf dem Weg erleben sie natürlich diverse Zwischenfälle, in Berlin treffen auf Ziffer, (grandios Georges Tabori in einer Nebenrolle) und treffen schließlich in einem Polen ein, das eben das Amerika, das sie gerade hinter sich gelassen haben, als Rollenmodell auserwählt hat. Die Erwartungen an die alte Heimat Polen werden an der neuen Wirklichkeit des Landes justiert.
Isaak freundet sich mit einer Schlesierin Danzig an und nimmt sie mit in die USA, während das Mosche und Genovefa in Danzig ein neues Zuhause finden.
Der Plot ist episodisch, wie bei einem Road Movie und entwickelt sich anekdotisch. Das ist alles sehr hübsch und am¨sant gemacht. Wie begleiten halb wehmütig, halb lächelnd die Darsteller auf ihrer Odyssee und grübeln miut ihnen, wo und wie man Wurzeln schlägt und was der Begriff Heimal denn eigentlich beinhaltet.
6/10
An jedem Starnd ist ein Horizont.

Friday, January 23, 2015

Mord hinterm Vorhang (Schweiz 2011)

Man könnte ja mal, dachte ich mir, auch einen Film aus der Schweiz sehen. Der Schweizer Film ist mir eine weitgehend unbekannte Größe. Sogar an die Gotthelf- Verfilmungen erinnere ich mich nicht, denn dann hätte ich sicherlich - hoffentlich - eine Erinnerung an Stephanie Glaser (1920-2011) bewahrt.
Glaser ist umwerfend großartig in diesem Film, ja das Manuskript ist um ihre Person in diesem Film, die alternde Krimischriftstellerin Lydia Walliser geschrieben. Sie führt seit 55 Jahren eine Ehe, an der Strindberg seine Freude hätte haben können. Weiterhin ist sie mit ihrer Familie verkracht, jedoch eines Tages klopft ihr Sohn an ihre Tür und ersucht sie, den Enkel dort eine Zeit lang wohnen zu lassen. Nach diversen Granteleine sagt sie zu.
Der Knabe sieht dann auch gleich einen Mord hinterm Vorhang des Nachbarhauses, was von der Großmutter und der Polizei aber als Spinnerei eines phantasiebegabten Kindes abgetan wird. Als dann aber die Großmutter eine Leiche findet, erwacht der Spürsinn in der Krimiautorin und sie will der SAche auf den Grund gehen.
Zwischendurch spricht sie bereits Abschnitte in ihr Diktaphon. Ja und natürlich endet alles gütlich und versöhnlich, und der Stoff zu einem neuen Roman hat das Kicht der Welt erblickt.
Mord hinterm Vorhang wird durch die überragende Leistung von Stephanie Glaser erträglich und das ist hoffentlich Absicht. Das Drehnuch trieft vor Nostalgie, Erinnerungen an Miss Marple Scmunzelkrimis, gemischt Elementen aus den deutschen Verfilmungen von Edgar Wallace, zusätzlich kommen noch Versatzstücke von Kinderkrimis hinzu. Heraus kommt eine Hommage an eine quicklebendige Greisin, ein Abgsang auf die Unterhaltung von vor 60 Jahren. Auch wenn das nicht alles besonders originell ist und wenn auch niemand vor Spannung bebt, so kann man diesem Film nicht böse sein. Worte wie charmant und amüsant beschreiben diesen Film recht treffend.
Ohne Untertitel ist der Film eine Herausforderung für Hochdeutsche. Ich glaube, ich habe vielleicht 70% verstanden.
4/10

Sunday, January 11, 2015

Die Brücke (DDR 1949)

This is not the famous film from 1958 about young boys during the last days of the second world war, but a film from East Germany.
This is astonishing, as refugees or even resettlers from the former German territories in the east are generally not a subject in GDR's topography. It is said that this is the only film that deals with the subject.
The resettlers from unmentioned territories arrive at a village over a rotten bridge. The villagers are hostile. The resettlers try to conserve their village community, but also strive to make their skills useful in the new surroundings. There is also developing a romance between one of the refugees and the villagers. At the end the the refugees help the villagers to extinguish a fire.
Never forget: our civilization is under attack
The film has good intentions, but also serious shortcomings. The fire at the end is poorly motivated and only helps to bring the movie to an end. It starts as an epic and ends trashy.
It is made clear that the resettlers are victims of the lost war, but it seems that the villagers hardly realise that there has been a war at all. Certainly the writer and director Arthur Pohl had to navigate between was admissible on screen and what everybody knew.
So the result is highly unsatisfying. It is neither educative, dramatic, touching or even worthwhile to remember.
4/10
Jeanette Schultze and Fritz Wagner (who are these people) on the cover of the DVD release

Sunday, January 4, 2015

Indien (Österreich 1993)

Ein großartiger Film - hätte ich diesen Film wohl mitbekommen, wenn ich noch im deutschen Sprachraum leben würde? Vielleicht eher nicht, denn diese Dialoge sind so mit Österreich verwoben, dass es uns Piefkes schon schwerfällt, das Gemurmel richtig zu deuten. Es wäre falsch, diesen Film mit Untertiteln zu versehen, ich denke, er verlöre dadurch seine Authentizität,.
Also: zwei Restauranttester sind im Auftrag der Regierung unterwegs, der grantige Heinz Bösel (Josef Hader) und der Streber-Yuppie Kurt Fellner (Alfred Dorfer). Sie sind wie Feuer und Wasser. Während der eine daherplappert, schweigt der andere verbissen. Wenn Bösel zu einem Monolog anhebt, schweigt der Andere dazu. Das ist ausgefeilte und präzise Entlarvung durch Sprache. Die beiden knapp an der Feindschaft vorbei schlitternden Außendienstler kommen sich näher, als sie bemerken, dass ihre Biografie dann doch nicht so verschieden sind. Trotz ihres unterschiedlichen Gebahrens werden beide von ihren Frauen betrogen. Sie kommen einander näher
Dann wird bei Fellner Krebs im Endstadium diagnostiziert. Bösel ist der Einzige, der ihn im Krankenhaus besucht. Sie arbeiten eine Bucket-List der noch zu erledigenden Dinge ab.
Am Ende dauert diese Männerfreundschaft über den Tod hinaus.
Ein wunderbarer Film. Ich habe bislang nicht mitbekommen, dass es eine Edition mit österreichischen Filmen gibt - schon um die 250 DVDs sind erschienen. Diese Filmen scheinen auxßerhalb der Grenzen Österreichs nicht besonders bekannt zu sein. Dieser Film verdient es, auch einem nicht-österreichischen Pubkikum vorgestellt zu werden.Wenn wir Hans Moser verstehen, wird es für diesen Film wohl auch noch reichen
Ja, humoristisch, schwermütig, aber nicht albern oder sentimental. Eine Komödie mit tragischen, aber versöhnlichem Ausgang, eine Tragödie, die die Banalität des Daseins erträglich macht.
9/10
Die erträgliche Schwerfälligkeit des Seins -- heute: Österreich