Sunday, July 16, 2017

Der Herr Kanzleirat (1948, Hubert Marischka)

Ja doch, wenn Hubert Marischka Regie führt, erwarten keine große Filmkunst, sondern allenfalls launige Unterhaltung, vielleicht kauzige Banalitäten und dann und wann ein Schmunzeln.
Am meisten überraschte mich, dass dieser Film 1948 die Kinos erreichte. 1948, als Europa noch weitestgehend in Trümmern lag, wurden in Österreich also bereits "Touristenfilme" produziert, also ein Reklamefilm für Sommerfrische am Wörther See. Die Wirklichkeit, Warenknappheit und deshalb Handel mit "Schleichwaren" sind durchaus Teil des Films. Not, oder gar Hunger, ist aber kein Teil des Szenariums, so  wie gewöhnliche Menschen allenfalls am Rande auftauchen.
Ja doch, ein Unterhaltungsfilm braucht sich nicht um die Wirklichkeit zu scheren. Eine heile Welt vorzugaukeln und den Traum vom zufriedenen Leben vorzugaukeln ist das zentrale Anliegen dieses Genres. Unterhält der Film denn ordentlich? Persönlich finde ich die Thematik 'Altes Herz wird wieder jung' nicht besondern lustig. Kanzleirat Bachmayer entdeckt im Alter plötzlich, dass er für feminine Reize zugänglich ist und macht sich zum Affen. Kurzum: wenn eine morsche Hütte brennt, dann aber richtig. Paragraphenreiter in der Bürokratie kriegen auch ihr Fett ab.
Ohne Hans Moser wäre dieser Film kaum auszuhalten. Das Drehbuch hat deutliche Mängel, die schauspielerischen Leistungen der anderen Mitwirkenden erreichen knapp guten Durchschnitt und auch die Regie ist nicht direkt bemerkenswert.
Also: ein Dokument fü die Flucht aus der Wirklichkeit in den späten 40-er Jahren. Oder wie Kanzleirat Bachmayer sagt: Wenn Sie küssen wollen, müssen Sie ins Kino gehen.
4/10












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