Saturday, July 22, 2017

Giulias Verschwinden (2009, Christoph Schaub)

Dies soll eine Komödie sein, angeblich mit Schlagfertigkeit und Leichtfüßigkeit inszeniert. Gescheite Unterhaltung, so die Kritik. Der Film erlebte immerhin bei den Filmfestspielen in Locarno seine Urpremiere, aber das macht den Regisseur noch lange nicht zum Auteur.
Ich habe mich vergeblich angestrengt, diesen Film zu mögen, aber er war dann doch zu klischeebeladen. Ja, die Konstruktion war nett: drei Generationen reflektieren über Alte und über das Altern.
Alles spielt an Giulias 50. (Corinna Harfouch) Geburtstag. Auf dem Weg dorthin, einem vornehmen Restaurant, dessen Spezialität Pasta ist, übersieht sie eine ältere Dame. Die sagt aber, dass alte Menschen nun einmal unsichtbar seien. Tja, Herr Suter, wir haben es ja verstanden: die Alten werden geflissentlich übersehen. Giulia nimmt diese Banalität allerdings sehr wörtlich und sieht sich bereits selber verschwinden. Zack, weg ist das Spiegelbild. Überstürzt steigt sie aus dem Bus und versucht ihre neu gewonnene Erfahrung mit Extrem-Shopping zu kompensieren. Zwei Gören sind im gleichen Einkaufszentrum, die wollen jedoch irgend eine Markenwaren für ihren Schwarm stehlen. Einem Schwarm, der allerdings schon unendliche 4 Jahre älter ist als sie. Giulia trifft beim Shoppen einen gutmütigen Onkel (Bruno Ganz spielt den mit links). Der ist greifbare 17 Jahre älter als Giulia. Sie wechseln Phrasen aus und dabei vergisst Giulia willentlich ihre Party.
Ihre Gäste: ein ältliches Homo-Paar, die sich natürlich spitzzüngige Kommentare an den Kopf werfen müssen, als wären das Amors Pfeile. Ein anderer sieht die Demenz herandämmern, da er dauernd Dinge verlegt und vergisst. Ein Paar, das beim Geschlechtsverkehr nichts mehr fürchtet als Wadenkrämpfe. Allesamt Schnösel, die dem Alter durch Körperkult zu entgehen versuchen. Der Alkohol fließt und der Sarkasmuspegel steigt. Dazu trägt auch Alessia bei (Sunnyi Melles, herrlich!). Sie ist Stammkundin beim örtlichen Schönheitschirurg und hält Jugend für ihr Markenzeichen.
Derweil sind die diebischen Teenies auf der Polizeiwache, wo ihre Eltern sich genau so aufführen, wie man es von einem geschiedenen Ehepaar erwartet. Die unsichtbare Dame war auch zu einem Geburtstag geladen, einem 80. allerdings. Der endet jedoch im Slapstick, weil das, nun ja, Geburtstagskind lieber dem Zynismus frönt. Diese Feier wird eine große Peinlichkeit, nicht nur für die Beteiligten, sondern auch für Drehbuch und Regie.
Ich wollte diesen Film mögen; hier hätte viel Kluges und auch Geistreiches gesagt werden können. Dies ist allenfalls eine geistreichelnde Bestandsaufnahme, aber nicht mehr. Zynisch gesagt - ein Exploitation-Film, der gängige Muster aufkocht und launig verrührt. Schade für die verpasste Gelegenheit.
5/10

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