Monday, August 3, 2015

Funny Games (1997, Michael Haneke)

Seit der Klavierspielerin habe ich schlimmstenfalls kein und bestenfalls ein angespanntes Verhältnis zur Produktion Hanekes. Caché ging gerade noch als Chabrol-Clon durch; Das Schloß war eine eher brave Nacherzählung. Das weiße Band gab mir Mut zu mehr und nun dies: Funny Games,
Haneke ist von der Gewalt fasziniert, von medial vermittelter Gewalt, die hier thematisiert werden soll. Sicher darf man hier an Video-Games denken und diverse Totschieß-Spiele. In diesem Spielen haben wir ein dualistisches Weltbild, à la George Bush: die Guten auf der einen Seite und die Widerwärtigen als Gegner. Soweit ich es sehe, kommt es hierbei darauf an, soviel Gegner wie möglich zu erlegen, nicht aber sie zu foltern oder ausgiebig zu quälen. Zack - und weg ist die Sau.
Gerade hierauf kommt es aber Haneke in diesem Film an. Vielleicht ist er am Leiden interessiert, denn die Gewalt visualisiert er allenfalls dezent. Oder interessiert ihn das Quälen anderer Lebewesen?
Haneke hat eine ironische Distanz zu seiner Handlung. Die jugendlichen Gewalttäter wenden sich gelegentlich ans Publikum, man kann auch schon einmal zurück spulen, um wieder auf die satt brutale Spur zurückzukehren. Das ist dann eine ironische Brechung, ja ja, aber was soll das Ganze eigentlich?
Wir leben in einer immer mehr verrohenden Welt. Ich habe gerade Lake Eden gesehen (darüber später mehr), und jetzt kann man natürlich anführen, dass eben die Medien Schuld an dieser Verrohung sind. Gewiss: sie erlauben globale Shitstorms, gewiss und ermöglichen auch, die Verrohung mit der Handy-Kamera zu dokumentieren, aber insgesamt greift diese Analyse zu kurz: die Verrohung ist nicht nur da, weil der Kunde es so wünscht. Hanekes Ansatz wirkt wie ein Hüsteln aus dem Elfenbeinturm. In der Gesellschaft gehen andere Dinge vor sich. Das war auch schon 1997 so.
6/10
Mittlerweile wird Funny Games auch von Freunden des Horrorfilms goutiert.(links: Arno Frisch).

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