Sunday, September 27, 2015

Hundstage (2001, Ulrich Seidl)

Die Filme von Seidl sind wie Vergrößerungsgläser, die auf die kleinbürgerliche Befindlichkeit gerichtet werden. Ich habe vorher von ihm Paradies: Hoffnung gesehen, der den Fokus auf fette Kinder richtet, während sich die Mutter auf Sextourismus nach Afrika begibt.
Verglichen mit dem Film haben wir hier eine Menagerie von Seltsamkeiten. Da ist der Rentner, der Dosen abwiegt und bei Unstimmigkeiten im Supermarkt Stunk macht. Mit seiner Haushälterin, die ihm Schweinsbraten zubereitet und auch als Objekt der Begierde fungiert,
Da ist die offenbar geistesgestörte Anhalterin, die ziellos darum bittet, ein Stück mitgenommen zu werden und dann ihre Fahrer mit grenzüberschreitenden Fragen zutextet (die großartige Maria Hofstätter).
Da ist der Verkäufer von Alarmanlagen, der Häuser sichern will, wo es ohnehin nichts zu stehlen gibt.
Da ist das Mädchen, das vom Freund geprügelt wird, weil sich in der Diskothek die Männer nach ihr umdrehen.
Da ist Grauheit, Tristesse, Schollenbindung. Die Städte sind selbst bei hellstem Sonnenschein wie bewölkt. Da sind Straßen, aber kein Ausweg. Da sind Autobahnen ohne Abfahrt. Leben knapp oberhalb der vegetativen Grenze, ohne auch nur einen Funken auf Hoffnung. Und das Ganze ist auch noch unterhaltsam.
8/10
Der Anhalterin ist nie fad.

Sommerfrische in Osterreich

Auch im hohen Alter ist die Erotik noch wichtig im Leben.

Die Anhalterin redet gerne, viel, zusammenhanglos und vor allem hemmungslos.

Vororte der Hölle


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