Tuesday, October 20, 2015

Die Welle (2008, Dennis Gansel)

Habe ich diesen Film schon einmal gesehen oder bloß schon soviel gehört, dass ich glaube ihn gesehen zu haben? Ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls jetzt habe ich ihn gesehen und dabei oft dieses Déjà-Vu-Vernehmen gehabt.
Ja, wir wissen es mittlerweile: wir alle haben das Potenzial zu Anbetern einer Autorität zu werden in uns. Sich einzureihen und der Gemeinschaft zu folgen, ist so leicht. Mit ruhig festem Schritt und links zweii drei. Wie das geht, wird plausibel in diesem Film vorgeführt: einfache Botschaften, das Gefühl zu einer Elite zu gehören, Riten und Routinen zu haben - und vor allem einen leicht identifizierbaren und à la longue auszurottenden Feind.
Projektwoche. Thema ist Autokratie. Während einer Diskussion wird behauptet, es könne in Deutschland nicht mehr zu einer Diktatur kommen, man sei ja aufgeklärt. Der Lehrer - hervorragend dämonisch von Jürgen Vogel dargestellt - kommt nun auf den Gedanken, diese Behauptung nachzuprüfen. Er führt allmählich Disziplin und Ordnung ein. Dabei kommt ihm zugute, dass er Autorität ausstrahlt. Einmal auf der schiefen Ebene legen die Schüler allmählich ihren kritischen Verstand: Eigenverantwortung und Selbständigkeit wird der Gruppendynamik geopfert. Es sieht auch so aus, als ob der Lehrer es genießen würde, von seinen Schülern geliebt, ja angehimmelt zu werden.
Wie bei diesen Experimenten üblich, droht das Konzept aus den Fugen zu geraten. Der Lehrer kann am Ende wie der Zauberlehrling nicht mehr die Kräfte bändigen, die er hervorgerufen hat. Vor allem aber nimmt er einem Außenseiter, der in diesem Experiment plötzlich seinen Lebensinhalt fand.
8/10








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