Sunday, May 24, 2015

Wunderkinder (2011, Markus O.Rosenmüller)

Entweder ich mache es gleich, oder ich prokrastiniere. Immerhin habe ich schon eine lange Liste von Filmen, an die ich mich später wieder erinnern möchte.
Diesen Film Wunderkinder, werde ich sicher bald vergessen. Darf man einen Film über den Holocaust langweilig finden? Nicht alles, was über den Holocaust produziert wird, ist gleich Ehrfurcht gebietend und Preise einheimsend. Bei diesem Film merkt man die Absicht, pädagogisches Kino vorzulegen - und ist verstimmt.
Dabei ist der Ansatz recht frisch. Die Wunderkinder sind Abrascha und Larissa, die in der Ukraine als Errungenschaften des Sozialismus herumgereicht werden. Hanna will sich ihnen anschließen und so entsteht Freundschaft zwischen ihnen. Hanna ist Tochter des deutschen Brauereibesitzers. Als Hitler den Krieg erklärt, muss sich die deutsche Familie vor den Kommunisten verstecken; als dann die Invasionstruppen eintreffen, müssen sich die beiden jüdischen Wunderkinder verstecken. Am Ende sollen sie um ihr Leben spielen; eine falsche Note bedeutet Abtransport.
Also während die Erwachsenen sich mal Freund, mal Feind sind, hegen die Kinder immer Freundschaft. Das ist soweit ganz gut, auch wenn es im Film rührselig vorgeführt wird. Überhaupt scheint das Ganze jugendliche Zuschauer im Blickfeld zu haben, denn die Brutalität dre deutschen Besatzer wird nicht weiter ausgeführt. Die jüdische Bevölkerung wird deportiert und nicht an den Waldrand geführt, wo sie dann ihr eigenes Grab schaufeln mussten, um dann erschossen zu werden. Es verstimmt, dassauch, dass die SS-Schergen als gemütliche Sadisten daherkommen. In diesem Kontext sind die "naiven" Fragen der Kinder (Warum machen die das?) auf die Dauer doch zu enervierend.
Ansonsten: das Ambiente ist unstimmig. Poltawa in der  Ukraine sieht anders aus. Man hätte sich ruhig mehr Mühe geben können, das Ganze wenigstens annähernd historisch stimmig zu zeigen.
Es überzeugen am ehesten die schauspielerischen Leistungen der Kinder. So wird Elin Kolev, der hier den Abrascha spielt, wohl schon jetzt als künftiger Klassik-Star gehandelt. Auch ansonsten finden wir in der Rollenliste Namen, die für gediegene Leistungen bürgen. Vor allem die letzte Szene, als die Kinder um ihr Leben spielen, ist sehr intensiv.
Dieser Rosenmüller ist vor allem für glatte Fernsehunterhaltung bekannt. Und auch mit diesem Film hat er sich nicht aus dem Mainstream gelöst. Schade - der Stoff hätte mehr verdient.
4/10.
Todesfuge im deutschen Unterhaltungskino

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