Wie soll man dieses Buch nennen? Verstörend? Witzig? Und was ist es: eine Satire auf die politikverdrossene Mediendemokratie oder gar eine Warnung, dass der Schoß, aus dem das alles einmal gekrochen kam, immer noch fruchtbar ist? Oder etwa ein "Wehret den Anfängen"?
Der Ich-Erzähler heißt Adolf Hitler und wacht im Jahre 2011 ohne Erinnerung an die vergangenen 66 Jahre auf einer Parkbank in Berlin-Mitte auf. (Eine Ausgangssituation also wie beim erwachten Mozart von Baronsky.) Auch hier hat der Wiedererweckte zunächst Probleme, sich in der neuen Zeit zu orientieren. Jedoch findet dieser Hitler jedoch seinen Weg zu den Medien ziemlich rasch, wird von den einen als "widerlicher Komiker", von anderen jedoch als Orakel zelebriert. Nur die Rechtsradikalen mögen ihn nicht, eine Abneigung, die auf Gegenseitigkeit beruht.
Wenn man so will, macht das Buch auch verständlich, wie es dem Original gelang, die Menschen in seinen Bann zu ziehen. DeVermes hat durchaus sympathische Seiten, Charme und Schlagfertigkeit. Allerdings kann die Schlagfertigkeit auch an Schlägertruppen delegiert werden, wenn die eigene nicht mehr ausreicht. Jedenfalls wird die Konsequenz der hitlerschen Tiraden auch im Jahr 2011 nicht als seriös akzeptiert und damit wird auch das boshafte Potenzial belächelt. (Es würde mich schon interessieren, wie der Hitler von Vermes Berlosconi einschätzt.)
Aber davon abgesehen ist das Buch auch eine abenteuerliche Reise durch die Sprache. Der Erzähler beschreibt die moderne Welt mit dem Vokabular der 30-er Jahre. Dabei kommen wunderbare Wortschöpfungen zu Tage.
Hier befindet sich Hitler auf dem Oktoberfest. Er beobachtet dabei dies:
Der Ich-Erzähler heißt Adolf Hitler und wacht im Jahre 2011 ohne Erinnerung an die vergangenen 66 Jahre auf einer Parkbank in Berlin-Mitte auf. (Eine Ausgangssituation also wie beim erwachten Mozart von Baronsky.) Auch hier hat der Wiedererweckte zunächst Probleme, sich in der neuen Zeit zu orientieren. Jedoch findet dieser Hitler jedoch seinen Weg zu den Medien ziemlich rasch, wird von den einen als "widerlicher Komiker", von anderen jedoch als Orakel zelebriert. Nur die Rechtsradikalen mögen ihn nicht, eine Abneigung, die auf Gegenseitigkeit beruht.
Wenn man so will, macht das Buch auch verständlich, wie es dem Original gelang, die Menschen in seinen Bann zu ziehen. DeVermes hat durchaus sympathische Seiten, Charme und Schlagfertigkeit. Allerdings kann die Schlagfertigkeit auch an Schlägertruppen delegiert werden, wenn die eigene nicht mehr ausreicht. Jedenfalls wird die Konsequenz der hitlerschen Tiraden auch im Jahr 2011 nicht als seriös akzeptiert und damit wird auch das boshafte Potenzial belächelt. (Es würde mich schon interessieren, wie der Hitler von Vermes Berlosconi einschätzt.)
Aber davon abgesehen ist das Buch auch eine abenteuerliche Reise durch die Sprache. Der Erzähler beschreibt die moderne Welt mit dem Vokabular der 30-er Jahre. Dabei kommen wunderbare Wortschöpfungen zu Tage.
Hier befindet sich Hitler auf dem Oktoberfest. Er beobachtet dabei dies:
Ein Pärchen versuchte, an einen Litfasssäule gelehnt Zärtlichkeiten auszutauschen. Er intendierte offenbar, ihr die Zunge in den Mund zu schieben, fand diesen jedoch nicht, weil sie nach unten wegglitt, und begnügte sich dann mit ihrer Nase. Sie öffnete, seine Zudringlichkeiten erwidernd, den Mund und rührte mit der Zunge planlos in der Luft. Dann rutschten beide, erst langsam, dann rascher werdensd, der Rundung der Säule folgend zu Boden. Sie lachte dabei kreischend und versuchte etwas zu sagen, konnte sich jedoch wegen fehlender Konsonanten nicht verständlich machen. (S. 344)So etwas zu lesen bereitet mir ziemliches Vergnügen.
Den Haarschnitt kennt man such schon wieder. |
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